Die Covid19-Pandemie hat – zumindest laut vielen Medienberichten und Statements aus der Branche – für einen regelrechten „Boom“ in der Fahrrad-Branche gesorgt. Die Lager seien leer gekauft, die Vorbestellungen zahlreich und auch die Nachfrage nach Versicherungen für E-Bikes sei laut durchblicker.at um 63 Prozent gestiegen. Was die harten Zahlen und Fakten dazu sagen, werden wir im Frühjahr 2021 wissen. Dann nämlich werden wir wieder die Verkaufszahlen bei der Fahrradindustrie abfragen und mit unserer bewährten „Factbox Fahrrad“ inkl. Info-Grafik (hier von 2019) veröffentlichen.

Kein „Weihnachten“ für den Fahrradhandel

Die Jubelmeldungen zum „Fahrradboom“ verlangen aber nach einem etwas differenzierteren Blick. Wie schaut es beispielsweise – abseits von urbanen Ballungsräumen – in touristisch geprägten Regionen aus? Hier waren und sind Hotellerie, Sport- und Fahrradfachhandel (inkl. Verleih) ganz besonders von den Ausgangsbeschränkungen und Grenzschließungen zu den touristischen Herkunftsmärkten betroffen.

Eines ist über die gesamte Branche hinweg klar, das sagen alle Zahlen seit Jahren:


Ostern ist traditionell das Weihnachten der Fahrrad-Branche!

Im Monat vor Ostern werden üblicherweise etwa 50 Prozent aller Fahrräder eines gesamten Jahres verkauft.

Aufgrund der Schließung aller nicht lebensnotwendigen Geschäfte und den gültigen Ausgangsbeschränkungen ab Mitte März ist diese wichtige Phase für den Fahrradhandel im Jahr 2020 ausgefallen. Es war lange nicht klar, wann die Geschäfte wieder öffnen dürfen, kleine Händler:innen kämpften ums Überleben.

Alleinstellungsmerkmal gesucht

So ging es natürlich nicht nur den Sportfachhändler:innen. Alle Sparten saßen im gleichen Boot – ob Sportartikel, Abendkleid oder Freizeitschuhe. Als Stimme des Sportartikelhandels setzte sich der Verband der Sportartikelerzeuger und Sportausrüster Österreichs (VSSÖ) intensiv dafür ein, dass die Sportgeschäfte wieder öffnen dürfen. Und ist dabei einen ganz eigenen Weg gegangen: Statt sich darauf zu konzentrieren, welche Verluste die Branche macht, wurde für die Nutzung des Fahrrades argumentiert. Denn eines hat sich deutlich gezeigt:

Das Fahrrad hat in den letzten Monaten ein starkes Statement für gesunde Mobilität abgegeben.


Fahrradfahren ist ohne Ansteckungsrisiko möglich, stärkt die eigene Gesundheit und fördert zusätzlich die Mobilitätswende. Die Vorgehensweise, mit einer gesamtgesellschaftlichen statt ausschließlich mit der wirtschaftlichen Perspektive zu argumentieren, erinnerte an das gemeinsame Auftreten der Bundesregierung in der ersten Phase der Pandemie: An erster Stelle steht die Gesundheit der Menschen in Österreich - wissenschaftlich fundierte Zahlen und Fakten sind die Grundlage für politische Richtungsentscheidungen.

Schulterschluss der Branche  

Schritt für Schritt wurden diese starken Botschaften argumentativ aufbereitet und in die breite Öffentlichkeit gebracht – von innen nach außen. Angefangen bei relevanten Entscheidungsträger:innen in den Ministerien, über die serviceorientierte Mitgliederkommunikation des VSSÖ bis hin zur öffentlichkeitswirksamen medialen Verbreitung. Der geschlossene Auftritt der Sportartikel-Branche und die Argumentation für das Fahrrad als systemrelevantes Verkehrsmittel haben ein Umdenken erreicht. Und das weit über die Corona-Krise hinaus.

Langfristiger erfolg  

Sport- und Fahrradgeschäfte waren unter den ersten, die ab 14. April 2020 wieder öffneten. Fahrradwerkstätten wurden schon vorher mit Kfz-Werkstätten gleichgesetzt und durften bereits sogar während des Lockdowns aufsperren.

Die neue Stärke des Fahrrads hat letztlich auch Auswirkungen auf die Verkehrsplanung: Das Umweltministerium gab bekannt, noch im Jahr 2020 40 Mio. Euro in die Fahrradinfrastruktur zu investieren. Das Anknüpfen an den aktuellen Diskurs ermöglichte so nicht nur kurz-, sondern auch langfristig bessere Rahmenbedingungen für die Fahrrad-Branche.

Der Kunde

Der Verband der Sportartikelerzeuger und Sportausrüster Österreichs (VSSÖ) ist eine gemeinnützige Institution, die das Ansehen der Sportbranche fördert und die Interessen seiner Mitglieder aus Sporthandel und Sportindustrie national und international vertritt.

Unsere Leistungen

  • Strategische Positionierung des Fahrrades
  • Entwicklung einer zielführenden Kommunikationsstrategie
  • Recherche von wissenschaftlichen Argumenten "Pro Fahrrad"
  • Erstellung und Formulierung von Positions- und Forderungspapieren an die Ministerien bzw. politische Entscheidungstränger:Innen (mit dem Ziel der Öffnung des Sporthandels)
  • Flankierende PR und Öffentlichkeitsarbeit
  • Mitgliederkommunikation des VSSÖ
  • Videoproduktion für den YouTube Channel "VSSÖ Sport News"